Die Welt der Pilze: Das Mutterkorn
In dem heutigen Beitrag geht es um einen weiteren Mykotoxin Bildner: den Mutterkornpilz.
Dieser weist zwar mit der Bildung von Überzügen über dem Substrat Ähnlichkeiten zu den Schimmelpilzen auf, er gehört jedoch nicht zu diesen. Der Mutterkornpilz ist den Großpilzen zuzuordnen. Claviceps purpurea (Mutterkornpilz) hat eine lange Historie und war ein Schrecken der Bevölkerung des Mittelalters.
Inhaltsverzeichnis
Claviceps purpurea
Claviceps purpurea (Mutterkornpilz) gehört zu der Abteilung Ascomycota (Schlauchpilze). Er befällt Roggen (Secale cereale), verschiedene Getreidearten und Wildgräser. Befallene Getreidekörner entwickeln sich zu violettbraunen Zapfen [Mutterkörnern] – Dieser violettbraune Zapfen stellt die Überdauerungsform des Pilzes dar. Eine Überdauerungsform dient einem Organismus z.B. dem zur Überbrückung von Trockenperioden.
Die lateinische Bezeichnung für das Mutterkorn ist „Secale cornutum“
Vergiftung
Der Mutterkornpilz produziert sogenannte Ergotalkaloide [auch Mutterkornalkaloide genannt]. Die Symptome einer Mutterkornvergiftung sind unter anderem Wahnvorstellungen, Kopfschmerzen, Durchfall, Krämpfe und ein Kribbeln in den Extremitäten. Die Mutterkornvergiftung wird häufig „Ergotismus“ oder „Sankt Antonius Feuer“ bezeichnet. Der Begriff „Sankt Antonius Feuer“ bezieht sich auf das brennende Gefühl in den Extremitäten bei einer Vergiftung. Vor allem im Mittelalter traten Mutterkornvergiftungen gehäuft auf, dies traf vor allem die ärmere Bevölkerung, die vorwiegend Roggenmehl verwendete. Mit dem heutigen Einsatz von Fungiziden in der industriellen Landwirtschaft als auch verpflichtendem Mykotoxin-Screening für Lebensmittel hat sich jedoch das Risiko für großflächige Mutterkornvergiftungen deutlich verringert. Von dem privaten Roggenanbau ist in der Hinsicht auf die von Ergotalkaloiden ausgehende Gefahr abzuraten (!).
Eine Vergiftung kann zu bleibenden Schäden führen. Die Ergotalkaloide haben eine gefäßverengende Wirkung, somit können nekrotische Veränderungen an den Extremitäten die Folge sein (=Absterben der Extremitäten oder Teile der Extremitäten; Extremitäten = Arme; Beine).
Der Gehalt an Mykotoxinen im Mutterkorn liegt in etwa zwischen 0,2 % und 1 % der Trockenmasse. Laut geltendem EU-Recht darf der Mutterkorngehalt des Getreides nicht über 0,2 % liegen, da sonst schwere Vergiftungen beim Verzehr die Folge sein können.
In Russland traten bis in die Neuzeit (= Jahr 1500 bis Gegenwart) Mutterkornvergiftungen auf.
Die letzten gehäuften Fälle des „Sankt Antonius Feuers“ waren 1951 in England, 1952 in Frankreich und 1978 in Äthiopien zu verzeichnen.
Die Vergiftung und die Kunst
Das Mutterkorn hatte auch einen beachtlichen Einfluss auf die künstlerischen Darstellungen in Antoniterklöstern. Das Linke Bild stellt den Ergotismus dar. Das rechte Bild visualisiert die Amputationen, die nach einer Mutterkornvergiftung oft von Nöten waren.
Lysergsäure
Die Lysergsäure, die unter anderem einen Grundstoff für die Synthese von Lysergsäurediethylamid (LSD) darstellt zählt auch zu den Ergotalkaloiden.
Ergotamin
Das Ergotamin ist ein weiteres Alkaloid des Mutterkorns, das unter anderem auch für das Sankt Antoniusfeuer mitverantwortlich ist. Die Abgabe von Ergotamin ist im deutschen Grundstoffüberwachungsgesetz streng reglementiert, da dieses für die Synthese des Rauschmittels LSD verwendet werden könnte.
Schlusswort
Das war mein Beitrag zu dem Mutterkornpilz. Ich dachte, es wäre gut, den Beitrag der Vollständigkeit halber ergänzend zu dem Thema „Mykotoxine“ zu veröffentlichen. Für Anregungen in den Kommentaren bin ich offen – bis dann ?
Interessanter Artikel. Schlimm welch arge Krankheit so ein Pilz auslösen kann.
Danke für den Artikel und Liebe Grüße.
Ja, das Antonius Feuer ist schon eine üble Sache.
Super Artikel Martin 👍
Danke für das Feedback 🙂